Eine interessante Headline. Noch interessanter ist aber die Frage: Was hast du von einer trainierten Sprechstimme?
Die technische Antwort wäre mehr Resonanz, volleres Spektrum, deine Stimmlage verschiebt sich etwas nach unten, es vibriert mehr beim Sprechen et cetera.
Das ist alles gut und schön, doch was hast du von einer trainierten Sprechstime?
Mehr Persönlichkeit, mehr Impact, ich traue mich nicht "Status" zu sagen, aber: mehr Status 🙂 Das liegt alles in der Wahrnehmung deiner Gesprächspartner. Denn wir Menschen sind Experten darin, am Klang der Stimme einen Menschen einschätzen zu können. Natürlich nicht ausschließlich am Klang der Stimme, doch in den ersten Interaktionen auf jeden Fall. Evolutionär sind wir darauf trainiert, eine fremde Person möglichst schnell einschätzen zu können. Das geschieht vor Allem unbewusst. Klar, es gibt eine Unzahl an Büchern und Informationen darüber, wie man die Körpersprache liest, wie man das Gesagte analysiert und so weiter. Doch die Wahrheit ist: Du weißt es bereits. Dein Unterbewusstsein weiß es. Deshalb auch der altbekannte Spruch: Vertrau' auf dein Bauchgefühl. Weil dein Bauchgefühl das Sprachrohr deines Unterbewusstseins ist, das dir etwas mitteilen möchte.
Du hast sicher schon mal erlebt, dass du dir einen Vortrag oder vielleicht ein YouTube Video nicht anschauen konntest, weil du die Stimme von der Person nicht ausgehalten hast. Und umgekehrt: Wann hast du das letzte Mal jemanden zugehört, nur weil dir die Stimme so gut gefallen hat? Das Thema hatte dich nicht einmal wirklich interessiert und trotzdem bist du der Person an den Lippen gehangen, hast vielleicht später noch mehr von dieser Person angehört, weil du einfach nicht anders konntest?
Manche Menschen scheinen eine angenehme Stimme zu haben und manche eben nicht. Doch was macht angenehme Stimmen überhaupt aus, abgesehen davon, dass wir ihnen einfach gerne zuhören, egal was sie sagen? Vielleicht ist es Fülle, eine gewisse Wärme und Abgerundetheit im Vergleich zu schrill, dünn, zerbrechlich und manchmal sogar heiser und springend.
Woher haben diese Menschen aber ihre Stimme? Pathologische und anatomische Veränderungen mal außer acht gelassen, sind wir Menschen ja alle gleich gebaut. Manche haben einen etwas größeren Rachen, manche einen etwas kleineren. Frauen haben kürzere Stimmlippen und Männer haben längere, das liegt daran, dass in der Pubertät durch die gesteigerte Testosteronproduktion der Kehlkopf zu wachsen beginnt und sich der Adamsapfel ausprägt. Hinter dem Kehlkopf (den Hals von vorne betrachtet) befinden sich die Stimmlippen, die natürlich mitwachsen. Je länger die Stimmlippen, desto tiefer die Stimme. Das sind nur wenige der Einflussfaktoren, die den Klang der Stimme beeinflussen.
Einige dieser Einflussfaktoren sind quasi nicht veränderbar, andere wiederum sehr wohl. Man kann seine Stimme trainieren, indem man sich diesen Dingen widmet. Zum Beispiel gibt es Übungen, die die Muskeln in deinem Körper so aufbereiten, dass deine Stimme voller und natürlicher klingt. Genauso wird man durch die Beschäftigung mit seiner Atmung einen Effekt herbeiführen. Die Stimme entsteht ja durch die Luftströmung zwischen den Stimmlippen überhaupt erst. Ohne Luft gibts keine Stimme und ohne Atmung gibts keine Luft. Ist es da verwunderlich, dass man mit Atemübungen seine Stimme verbessern kann? Noch viel mehr: Warum braucht es ein Stimmtraining, um unsere natürliche Sprechstimme überhaupt erst einmal zu befreien?
Wichtig ist jedenfalls der ganzheitliche Ansatz. Es reicht nicht, sich im Fitnesscenter nur dem Oberkörper zu widmen (don't skip leg day!). Die Stimme be- oder entsteht nicht nur aus den Stimmbändern, sondern auch um alles drumherum PLUS die Atmung PLUS dein Mindset. Eine Hantel alleine hat noch keinen Athleten gemacht.