Die Physiologie der Stimme und was in unserem Körper alles damit zu tun hat.

Gepostet von Michael am 21.12.2022

Dass der Klang der Stimme vom Schwingen der Stimmlippen (nicht Stimmbänder!) kommt, das lernen wir spätestens in jungen Jahren in der Schule. Aber ist das schon alles? Vielleicht haben wir uns damals mit dieser einfachen Erklärung begnügt.

Man könnte ja zum Vergleich mal ein Saxophon hernehmen. Das besteht aus einem Mundstück und einem langen geschwungenen Metallrohr, welches zum Ende hin immer breiter wird. An diesem sind auch verschließbare Öffnungen (Ventile) angebracht. In dem Mundstück befindet sich ein Plättchen, welches durch das Anblasen in Schwingung versetzt wird.

Auf dem Bild sieht man einen Mann mit einem Saxophon. Dabei ist der geschwungene Messingkorpus sowie das schwarze Mundstück klar erkennbar.

Vielleicht hast du ja jetzt beim Anblick dieses Saxophons die markante Melodie von Careless Whisper im Ohr. Würde man nur dieses Mundstück nehmen und einen Ton erzeugen, dann würde das allerdings nicht so klingen wie in George Michael's Kultsong, sondern etwa so, wie ein Entenquäker.  Der ist ein Instrument, welches man oft in den Münden von Entenjägern sieht, die dann damit durch den Sumpf schleichen und hin und wieder hineinpusten, um ein Quaken zu erzeugen und damit Enten anzulocken.

Den typischen Saxophonklang aber erhält man natürlich nur in Kombination mit dem Metallrohr. Die Form dieses Metallrohres bietet dem erzeugten Ton einen Pfad, durch den er wandern muss, um am Ende herauszukommen. Das Metallrohr wird durch verschiedene Bestandteile des Tons natürlich in Schwingung versetzt und dabei entstehen sogenannte Resonanzen, das sind Frequenzbestandteile des Tons, die verstärkt werden. Daraus setzt sich dann der typische Klang zusammen.

Mit dem Schwingen des Mundstücks allein ist es also nicht getan. Genauso ist es mit der menschlichen Stimme. Der Ton der schwingenden Stimmlippen wird durch Resonanzen verändert. Wir Menschen haben klarerweise kein Metallrohr in uns drinnen, aber das ist auch nicht notwendig. Bei uns übernimmt die Mundhöhle und der Rachenraum diese Aufgabe, die entsprechend geformt werden. Sonst wäre es ja auch nicht möglich mit der Zunge, den Lippen und der Position des Unterkiefers Vokale zu formen.

Ein Blick auf die (geöffneten) Stimmlippen von oben. In diesem Zustand sind sie, wenn wir nur atmen und keinen Ton erzeugen. man sieht deutlich die beiden kräftigen Stimmlippen. An der Oberseite des Bildes ist der Kehlkopfdeckel (Epiglottis). Er verschließt die Luftröhre oberhalb der Stimmlippen wenn wir schlucken. Das Bild ist public domain und damit lizenzfrei.

Das ist aber noch nicht alles. Während all das Zeug im Kehlkopf und aufwärts vorwiegend für die Formung von Vokalen zuständig ist, gibt es noch mehr Resonanzräume in unserem Körper. Die Lunge zum Beispiel. Die ist ja mit Luft gefüllt. Und auch im Kopf gibt es luftgefüllte Resonanzräume. Nebenhöhlen, Nasenraum, Stirnhöhle haben genauso gewisse Resonanzeigenschaften. Dabei kann man sagen, je größer der Resonanzraum, desto tiefer ist die Frequenz  auf die er anspricht, also bei der er er resoniert und die er damit verstärkt. Auch die Beschaffenheit der Wände des Resonanzraumes haben eine Auswirkung.

Während man die Wände der Nebenhöhlen beispielsweise, die ja aus Knochen bestehen, nicht wirklich beeinflussen kann, hat die Beschaffenheit der Muskulatur der Lunge und um den Bauchraum sehr wohl einen Einfluss auf die Resonanz. Nebenhöhlen können dafür aber im Falle einer Nebenhöhlenentzündung mit Schleim gefüllt sein, oder die Schleimhäute geschwollen sein - was dann zu der typischen Schnupfenstimme führt, die wir alle kennen - und die uns vermutlich früher oder später mal zur kalten Jahreszeit plagt.

Übrigens kann man mit entsprechenden Stimmübungen die Durchblutung der geschwollenen Schleimhäute anregen und so die Abheilung begünstigen. Das ist kein Witz 😀 man muss dafür nur die richtige Frequenz treffen.

Da spielt natürlich noch einiges mehr mit hinein. Der Klang der Stimme ist so komplex in der Entstehung und doch so einfach in der Beeinflussung.

Zusammen mit einen Training der Stimmlippenmuskulatur kann man demnach den Klang der Stimme beeinflussen und warum das eine gute Idee ist kannst du hier lesen. Und in einem anderen Artikel steht, warum das überhaupt notwendig ist.

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