Schon mal gegen einen leeren Wasserkanister geklopft? Klingt hohl, oder? Wenn er leer ist jedenfalls.
Und wenn er gefüllt ist? Dann klingt er auch irgendwie, aber anders.
Was hat das jetzt mit der Stimme zu tun?
In einem anderen Artikel erkläre ich dir, wie Resonanzen im menschlichen Körper den Klang der Stimme beeinflussen. Und was Resonanz eigentlich ist, das erfährst du hier.
Resonanz ist vereinfacht ausgedrückt das Schwingen eines Körpers. Die Frequenz, mit der er am leichtesten zum Schwingen angeregt werden kann, ist dabei seine Resonanzfrequenz. Diese ist von der Beschaffenheit des Körpers abhängig.
Zum Beispiel die Klangschale hier im Titelbild. Die ist ein Körper aus Metall, der mit einem Schlägel angeklopft und damit zum Schwingen gebracht wird. Dabei hat jede Klangschale einen ganz bestimmten Klang in ihrer eigenen Tonhöhe. Kleinere Klangschalen klingen höher und größere klingen tiefer. Dabei schwingt natürlich nicht nur ein einzelner Ton in einer einzigen Frequenz, sondern mehrere, abhängig von der Resonanzfrequenz der Schale. Und die Kombination, also das gleichzeitige erklingen dieser Frequenzen, macht den einzigartigen Klang der Schale - die Klangfarbe - aus.
Man kann sich auch ein Xylophon vorstellen. Es besteht aus mehreren Holzklötzen, die so geschliffen und geformt sind, dass sie bei einer ganz bestimmten Frequenz schwingen. Jeder Holzklotz schwingt dabei bei einer anderen Frequenz und wenn man diese nacheinander anschlägt, dann kann man eine Melodie spielen.
Auch das Pendel einer Pendeluhr hat eine Resonanzfrequenz, eben eine sehr tiefe: 1 Hertz um genau zu sein. Das bedeutet, es schwingt genau einmal pro Sekunde. Das ist natürlich zu langsam, um für das menschliche Ohr einen Ton zu erzeugen, nur das Klicken des Uhrwerks ist wahrnehmbar.
Je höher also die Frequenz ist, desto höher ist auch der Ton.
Um einen Körper in seiner Resonanzfrequenz anzuregen, also in Schwingung zu versetzen, muss auch etwas in seiner Resonanzfrequenz auf ihn einwirken. Das muss natürlich nicht unbedingt die isolierte Frequenz sein, es reicht schon, wenn der Ton die Frequenz beinhaltet. Bestimmt hast du auch schon mal erlebt, dass im Auto die Scheiben anfangen zu vibrieren, wenn das Autoradio zu laut aufgedreht ist. Dann passiert eben genau das: In der Musik, die aus den Lautsprechern tönt, ist irgendein Ton oder Klang, der die Resonanzfrequenz der Fensterscheiben beinhaltet und der stark oder laut genug ist, um diese in Schwingung zu versetzen.
Das geht auch, wenn die Schwingung nur ganz kurz ist und sogar nur aus einer einzigen Halbwelle besteht, wie zB. wenn man schnell und kurz gegen einen hohlen Kanister oder Behälter klopft. Oder lauter Bass bei dem Beispiel mit dem Autoradio. Oder auch der Schlägel bei der Klangschale.
Dieselben Prinzipien lassen sich auf alles, was mit Klängen und Resonanzräumen zu tun hat, umlegen. So eben auch der menschliche Körper. Wir haben ja allerlei Resonanzräume im Körper und diese müssen nicht notwendigerweise hohl sein. Auch Knochen bieten zu einem gewissen Teil Resonanzraum.
Beim sprechen oder singen - oder noch allgemeiner - wenn wir irgendeinen Ton im Körper erzeugen, dann werden auch alle Resonanzräume und Knochen, alles was auf die unterschiedlichen Frequenzen reagiert, zum Schwingen angeregt. Und diese Schwingungen mischen sich mit dem ursprünglichen Ton, der von den Stimmlippen kommt, oder vom husten, oder räuspern. Dadurch entsteht deine einzigartige, individuelle Stimme.
Diese Resonanzen können sich natürlich auch verändern. Während die Resonanzen, die durch die Knochen entstehen natürlich nicht veränderbar sind, kann sich aber beispielsweise die Resonanz in der Nasenhöhle verändern, zum Beispiel wenn wir erkältet sind. Die Schwellung der Schleimhäute verändert dabei das Resonanzverhalten. Deshalb klingt man mit einer Erkältung eben verschnupft.
Aber auch die Lunge ist ein wichtiger Resonanzraum, dessen Schwingverhalten mitverantwortlich ist für den charakteristischen Klang deiner Stimme. Die Lunge ist umgeben vom Brustkorb, der auch Muskeln beinhaltet, und dem Zwerchfell, welches selbst ein Muskel ist. Muskeln können bekanntlich trainiert und gelockert werden, können verspannt und angespannt sein. All das wirkt sich auf die Resonanz aus.
Es spielen also sehr viele Faktoren bei der Entstehung des Klangs unserer Stimme mit, die über die Stimmlippen hinausgehen. Das in seiner gesamten Komplexität zu erfassen würde bestimmt hier den Rahmen sprengen. Vereinfacht lässt sich aber sagen, dass dies einer der Gründe ist, warum die Stimme als Ganzkörperinstrument angesehen wird, das sich natürlich mit entsprechendem Training formen lässt. Und das muss aber nicht so kompliziert sein, wie sich diese Erklärung hier vielleicht anhört 🙂